In welchen zehn Einsatzbereichen brauchen Unternehmen Mitarbeiter, die journalistische Informations- und Managementqualitäten mitbringen? Nach den ersten sechs Situationen, die ich im 1. Teil des Artikels vorgestellt habe, folgen nun die restlichen vier:
Vier weitere Situationen, in denen Sie als Entscheider auf journalistisches Know-How setzen sollten:
7. Die Vorbereitung Ihrer Vorträge läuft immer nur nebenher.
Das Wichtigste vorweg: Es gibt kaum eine größere Chance, Ihr Unternehmen in ein gutes Licht zu rücken als mit einem charmanten, großartigen Vortrag, an den sich Ihre Zuhörer lange erinnern! Aber Hand aufs Herz: Wie bereiten Sie Ihre Vorträge vor? Lassen Sie die Unterlagen von jemandem kontrollieren, etwa auf inhaltliche Brüche, langweilige Passagen und veraltete Informationen? Recherchieren kompetente Mitarbeiter für Sie spannende Inhalte und Zahlen? Wer wirft ein Auge auf die Rechtschreibung? So bedeutend der Vortrag als Mittel der Öffentlichkeitsarbeit ist: Leider ist gerade hier Schlamperei häufig, weil sowohl Zeit als auch Unterstützung fehlt.
Tipp: Lassen Sie Ihre Vorträge von einer journalistisch gebildeten Person bearbeiten (und wenn Sie keine Zeit haben: auch vorbereiten), überprüfen und archivieren. Sie kann beurteilen, ob die Folien und Handouts noch aktuell und aussagekräftig sind oder welche Passagen mehr Pep vertragen könnten. Und lassen Sie Ihre Präsentation Korrektur lesen. Sie und Ihr Unternehmen werden profitieren.
8. Eingeladene Redner tragen nicht das vor, was vereinbart war.
Unternehmen laden gerne externe Referenten ein, zum Beispiel für eine Jubiläumsfeier. Dazu vereinbaren sie häufig nur den Vortragstitel, denn man will dem Redner nicht zu vieles vorschreiben. Dann besteht aber die Gefahr, dass dieser abschweift und nicht über das spricht, was Sie und Ihre Gäste sich gewünscht hätten.
Tipp: Lassen Sie wichtige Gastvorträge von einem Mitarbeiter mit journalistischem Know-How mitvorbereiten – von Anfang an und intensiv. Keine Sorge: Erfahrene Referenten schätzen eine solche Begleitung sowie ein gutes Briefing in der Vorbereitungsphase. Und Ihr Event hat umso bessere Chancen auf Erfolg.
In einem Redaktionsbüro für Wissenschaftsthemen erlebte ich, wie ein Kongress gelingen kann, sobald Veranstalter Journalisten beuaftragen, mit Rednern gemeinsam die Themen zu entwickeln: Es gab während des Kongresses keine Wiederholungen (“wie schon mein Vorredner sagte…”), kein Selbstlob, keine schwammigen Thesen. Stattdessen hatten die Besucher ihre Freude an erfrischend neuen Themen, tief gehenden Beispielen und jeder Menge angeregter Diskussionen.
9. Sie haben kein Informationsarchiv.
Wenn Sie fundierte Unternehmenskommunikation betreiben wollen, dann sollte Sie Ihr “Geschwätz von gestern” durchaus interessieren. Nur mit einem Infoarchiv und seiner Pflege können Sie die Entwicklung Ihres Unternehmens langfristig nachvollziehen und abwägen, ob Ihre Strategie auf lange Sicht stimmig ist. Das soll aber nicht heißen, dass Sie jede Telefonnotiz archivieren sollen.
Tipp: Sammeln Sie Inhalte, die für Ihr Unternehmen von Bedeutung sind oder waren – von der Werbebroschüre bis zu einem Intranet-Eintrag oder einer besonderen PR-Aktion. Ein solches Archiv kann auch ein wunderbares Fundament sein, um neue Ideen zu entwickeln. Das Recherchieren und Archivieren relevanter Informationen gehört zu den Talenten journalistisch ausgebildeter Mitarbeiter – sie können hier wertvolle Arbeit leisten.
10. Sie kennen in Ihrem Haus die besten Informanten nicht.
Welche Mitarbeiter sind immer up-to-date und liefern gute Infos? Manchmal sind es nicht die Abteilungsleiter, sondern ihre Mitarbeiter. Nicht die PR-Manager, sondern zum Beispiel ein Social-Media-Manager. Gute Informanten ausfindig zu machen, die einem schnell und unkompliziert den aktuellen Stand der Dinge schildern, kann knifflig sein.
Tipp: Journalisten wissen, wie man effiziente Informationsnetzwerke aufbaut und pflegt. Sobald sie einen Unternehmensjournalisten beschäftigen, profitieren Sie von diesem Talent: Von ihm/ihr erfahren Sie immer den letzten Stand der Dinge – oder wo die besten Informationsquellen sitzen.
Unternehmensjournalisten können also bei vielen Kommunikationsaufgaben mit anpacken. Vor allem die “Redaktionsgestählten” sind Top-Manager, die für jede Menge Schwung sorgen können:
- Sie machen Content-Bereiche fruchtbar, die vielerorts noch brachliegen – obwohl gerade dort guter Content entsteht (z.B. im Vortragsmanagement). Und guter Content ist genau das, was Unternehmen brauchen, um den künftigen Markterwartungen gewachsen zu sein.
- Sie gestalten die Reputation eines Unternehmens mit, weil sie die nötige Informations- und Kommunikationsqualität insgesamt verbessern können.
- Sie haben eine logische, strukturierte Denkweise, mit der sie zwar ordentlich nerven können – die aber von großem Nutzen ist, wenn Kommunikationsprojekte fundiert und qualitativ hochwertig angelegt werden sollen.
- Vor allem redaktionserfahrene Journalisten können unter Zeitdruck managen. Wenn etwas schnell gehen muss, etwa in der Social-Media-Kommunikation, ist das von unschätzbarem Wert.
Sind Unternehmensjournalisten Konkurrenz für PR-Profis und Werber? Es mag Werber und PR-Leute geben, die eine abwehrende Haltung gegenüber Unternehmensjournalisten einnehmen. Zum Beispiel dann, wenn sie sich ebenfalls als Content-Spezialisten mit dem richtigen Gespür und tollem Schreibstil verstehen – und deshalb Konkurrenz befürchten. Das Gegenteil ist aber der Fall: Kollegen mit journalistischem Background sind eine Bereicherung, weil sie neue Impulse geben können.
Was sind Ihre Erfahrungen? Kennen Sie Situationen in Unternehmen, in denen journalistische Unterstützung genau das Richtige wäre?
Teil 1: 10 Situationen, in denen ein Unternehmen bemerkt: Wir brauchen journalistisches Know-How!