Wie nutzt Coca-Cola Darstellungsformen wie Video in der Öffentlichkeitsarbeit? Und wie kombiniert der Konzern diese mit anderen Informationsangeboten, etwa Pressetexten? Diese Fragen beantwortete gestern Hermin Hainlein, Coca-Colas Managerin Consumer Communications, auf den Audiovisual Media Days 2010 (amd) in München (nachdem sie für sich eine selbst mitgebrachte Cola-Dose geöffnet hatte). Wenig überraschend: Coca Cola setzt voll auf Bewegtbild. Es ist sogar “das Sprachrohr in der Unternehmenskommunikation”, so Hainlein.
Um diesen Wandel zeigen und nutzen zu können, konzentrierte sich Coca-Cola in den vergangenen Monaten darauf, das bisherige Presseportal zu verabschieden und stattdessen einen Media Newsroom aufzubauen, der Inhalte multimedial anbietet und zugleich als Schnittstelle für die Kommunikation im Web dient:
Damit Besucher in dem bunten Angebot aus Videos, Bildern, Texten, Links und Profilen den Überblick behalten, hat Coca-Cola für einzelne Marketingaktionen Unter-Newsrooms eingebaut. Hainlein gibt zu: Ein solches Angebot regelmäßig mit guten Inhalten zu füllen, ist eine große Herausforderung. Aber die Mühe lohnt sich, wie aktuelle Zugriffszahlen zeigen:
Seitdem Coca-Cola das Presseportal durch den Newsroom ersetzt hat, steigen die Visits. Quelle: Coca-Cola GmbH
Für Hainlein ist der Abschied von der Bleiwüste gekommen: “Ein Video weckt einfach mehr Emotionen als ein Pressetext”. An dieser Stelle habe ich gestutzt – soll das heißen, Coca-Cola verzichtet künftig völlig auf Pressemitteilungen? Aber Hainlein lenkte ein: “Ganz ohne Texte geht es dann doch nicht.” So sehen bei Coca-Cola neuerdings die Pressetexte aus:
Coca-Cola lockert Pressetexte durch zahlreiche grafische Elemente auf. Coca-Cola GmbH
Mir gefällt die lockere Aufbereitung ausgesprochen gut. Der Text gibt den Lesern zahlreiche Orientierungspunkte, mit denen sie den Text auf die Schnelle screenen können, zum Beispiel
- einen Teaser (Vorspann)
- Zwischenüberschriften
- Bullet Points
- gefettete Passagen
- Links
- eine großzügige Überschrift (auch wenn man sich über den Inhalt streiten kann).
Coca-Cola webt jeden einzelnen Pressetext ein in sein multimediales Kommunikationsnetz. Dazu werden die Mitteilungen in der Regel links und rechts ergänzt durch weitere Rechercheangebote zum jeweiligen Thema, etwa Bilder, Videos und Social-Media-Profile.
Gewöhnungsbedürftig – aber nur konsequent – geht der Konzern mit seiner aktuellen Mitteilung “Coca-Cola landet weltweiten Hit mit der Kampagnenhymne von K’naan” vor: Wer sie aufruft, wird zeitgleich mit dem Hit beschallt. Wer diesem Multitasking nicht gewachsen ist, muss den Sound erst mal ausschalten – und wird vom Lesen abgehalten. Bleibt die Frage, ob in diesem Fall die Multimedialität nicht zu viel des Guten ist?
Kleiner Kritikpunkt: Die zusätzlichen Informationsangebote in den Randleisten könnten nach meinem Geschmack noch deutlicher beschriftet werden. Der Leser sollte erfahren, was er zum Beispiel in einem angebotenen Video zu sehen bekommt, bevor er es aufruft.
Persönlich war ich erleichtert und erfreut zugleich, als ich den Pressetext von Coca-Cola sah. In meinem letzten Workshop habe ich fast die Hälfte der Zeit mit den Teilnehmern geübt, wie man einen Online-Text mit gestalterischen Mitteln lesbar gestaltet. Seitdem war ich ein wenig in Sorge, ob ich nicht übertrieben habe? Jetzt fühle ich mich bestätigt: Im nächsten Workshop werde ich wieder genau so vorgehen.
Hermin Hainlein trug sehr informativ und charmant vor. Eine klare Empfehlung für Kongresse zum Thema Social Media.
Wer mehr zum Thema “Coca-Colas Social-Media-Einsatz in der Unternehmenskommunikation” erfahren möchte: Stefan Krüger von der PR-Agentur cocodibu hat direkt nach dem Vortrag ein Video-Interview mit Hainlein durchgeführt.